Andreas "tankt" ein Moped auf

 

Andreas konnte auch ein lieber, netter und hilfsbereiter Junge sein. Es war nicht so, dass er immer nur den Schalk im Nacken sitzen hatte. Nein, nein, ganz und gar nicht. Er bemühte sich wirklich, seinen Eltern auch seine guten Seiten zu zeigen. Nur ... was dabei herauskam, fand nicht immer die Zustimmung und Freude der Beteiligten. Das waren in erster Linie selbstverständlich seine Eltern.

 

Glaubhaft überliefert ist folgende Geschichte:

Der Tag neigte sich dem Ende zu, und die Familie saß am Abendbrotstisch. Mama und Papa unterhielten sich angeregt, Andreas saß gelangweilt daneben. Er war satt und wartete nur darauf, dass Mama die Tafel aufhob. Lange konnte es nicht mehr dauern, denn Papa hatte Spätschicht. Seine Arbeitsstelle lag einige Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Deshalb fuhr Papa mit dem Moped zur Arbeit.

Gerade sagte er: "So, jetzt wird es Zeit, ich muss los. Sonst komme ich noch zu spät zur Arbeit. Vorher muss ich noch tanken, denn mein Tank ist fast leer."

Damit stand er auf, ging in den Flur, um sich für die Fahrt mit dem Moped entsprechend anzuziehen.

Auch Andreas verließ schnell seinen Platz am Tisch und flitzte nach draußen, ohne ein Wort zu sagen.

Nach einer Weile - Vater war gerade fertig mit Anziehen - kam er wieder ins Zimmer und verkündete voller Stolz: "Jetzt kannst du fahren, Papa, ich habe schon getankt."

Papa, der sich gerade von Mama verabschiedete, wandte sich erstaunt zu seinem Sohn um.

"Wieso hast du getankt? Und wo?"

Antwortet Andreas: "Ich habe Wasser mit der Gießkanne geholt, den Verschluss oben am Tank aufgedreht und das Wasser reingegossen.. In den Tank!"

"Was hast du gemacht?" Und noch einmal, ungläubig, fast sprachlos, aber mit einem kaum wahrnehmbaren bösen Unterton, weil er die ganze Tragweite des Handelns seines Sohnes noch nicht völlig erfasst hatte: "Was hast du gemacht?"

"Na, ich habe Wasser in den Tank gekippt, nun kannst du fahren."

Unbekümmert strahlte Andreas seinen Vater an.

Papa holte aus und hätte seinen Sohn geohrfeigt, wenn Mama ihn nicht davon abgehalten hätte.

"Nicht, Hermann", hielt sie ihn am Arm fest, "mit mir hat er neulich auch solchen Unsinn getrieben. Im Keller hat er mich eingeschlossen. Mühselig musste ich durch ein Fenster ins Freie kriechen. Dafür habe ich ihm schon eine Ohrfeige gegeben, was ich gleich danach bitter bereut habe. Er ist gestraft genug. Mit dem Tanken hat er es doch nur gut gemeint."

Nur schwer war Andreas Vater zu beruhigen.

"Weißt du überhaupt, was diese Wasser-Tankfüllung bedeutet?" Immer noch zornig richtete er diese Frage an seine Frau.

Kopfschütteln.

"Der Tank muss abgebaut und mit chemischen Mitteln total gereinigt werden. Ich kann froh sein, wenn ich damit davon komme und das Wasser nicht noch mehr Unheil angerichtet hat. Vielleicht muss ich sogar einen neuen Tank kaufen."

Stille ...

"Außerdem bin ich gezwungen, jetzt mit dem Rad zu fahren und komme deshalb zu spät zur Arbeit. Und du, mein lieber Freund", wandte er sich seinem Sohn zu, der nun doch verdattert zu seinem Vater aufblickte, "darfst als Strafe vierzehn Tage lang kein Fernsehen gucken."

Damit verließ er immer noch aufgebracht die Wohnung, ohne auch nur noch einen Blick auf seine Frau und seinen Sohn zu werfen.

Andreas war traurig und ließ den Kopf hängen. Er hatte doch seinem Papa nur helfen wollen.

 

Ob Andreas wirklich nicht gewusst hat, dass ein Moped mit Benzin angetrieben wird und nicht mit Wasser?